Montag, 5. Juli 2004

a lesson in history

Ein Aufruf des Bündnisses gegen Geschichtsrevisionismus den ich hier unkommentiert wiedergegeben will. Also, wer am kommenden Sonntag noch nichts vorhat...

a lesson in history

Zugegeben, es gibt in den meisten ostdeutschen Kleinstädten genügen Gründe
und Anlässe für eine Demonstration. Spremberg in Brandenburg ist nur eine
von ihnen. Und doch gibt es derzeitig einen besonderen Grund der Stadt einen
sonntäglichen Besuch abzustatten.

Alljährlich findet im Juni ein Treffen der alten Kameraden der SS-Division
"Frundsberg" statt. Sie nutzen das Wochenende um gemeinsam mit jungen
Neonazis aus ganz Deutschland die Schauplätze des 2. Weltkrieges in
Südbrandenburg zu besuchen, ihrer "toten Kameraden" zu gedenken und
Erlebnisse auszutauschen.

Am sog. "Volkstrauertag" nehmen jährlich alte und junge Nazis an Landesfeier
der Stadt teil und legen ihre Kränze nieder. Manches Jahr fand sich ein
Teilnehmender, den dieser offensichtliche Aufmarsch störte, manch anderes
Jahr konnte er kommentarlos stattfinden. Unterbunden wurde er nie.

Über Anlässe, an denen sich die Bevölkerung für "Heimatfeste" auf den
Straßen und Plätzen trifft, wissen nicht-rechte Jugendliche und MigrantInnen
vor allem von Pöbelein, Beleidigungen und Angriffen zu berichten.

Die Gedenkstätte für die Opfer des Faschismus, welche auf dem Georgenberg
steht, soll, da sie aus denkmalschutztechnischen Gründen nicht zu entfernen
ist, die Namen von "11 Opfern" des Stalinismus aufnehmen. Die einzelnen
Biographien wurden nicht öffentlich gemacht, manch einem Stadtverordneten
beschlich immerhin der Verdacht, es könnte sich auch um Menschen mit einer
eindeutigen NS-Biographie handeln. Eine offizielle Stellungnahme oder
Entscheidung steht bis heute aus.

1998 wollte der damalige Bürgermeister Egon Wochatz auf dem Georgenberg
einen Gedenkstein mit dem SS-Motto "Unsere Ehre heißt Treue" aufstellen
lassen. Unterstützer fand die Initiative viele, unterbunden konnte sie nur
werden, weil es letztlich doch noch zuviel Protest und Aufmerksamkeit gab.
Wer den bereits angefertigten Stein am Ende mit nach Hause nahm, ist nicht
überliefert.

All dies und noch einiges mehr ist seit Jahren bekannt. Und auch der Name
des Fraktionsvorsitzenden der CDU und ehemaligen Bürgermeisters Egon Wochatz
kann immer wieder in diesen Zusammenhängen gelesen werden. Denn auch aus
seiner Geisteshaltung machte er noch nie ein Geheimnis. Eins der
prominentesten Beispiele waren seine Äußerungen zum Tod des algerischen
Asylbewerbers Farid Guendoul in Guben. Die Verantwortung für die tödliche
Hetzjagd beantwortete er mit der Frage "Was hatte der auch nachts auf der
Straße zu suchen?" und weiter "Die brandenburgische Heimordnung für
Übergangswohnheime, die unter anderem (...) eine Nachtruhe von 22 - 6 Uhr
vorsieht, ist durchzusetzen."

Und weil es dieses Jahr einmal aufgefallen war, dass Egon Wochatz regelmäßig
an den Treffen der SS-Veteranen teilnimmt, gab es so etwas wie eine
"Empörung". Und die war kurz, blieb bisher ohne Konsequenz und für so manche
SprembergerIn noch dazu unverständlich.

Und so wollen wir die Einschätzung der Lausitzer Rundschau vom 05.07.04,
dass sich "die Empörung über die Kontakte des Spremberger Altbürgermeisters
Egon Wochatz (CDU) zu Veteranen der Waffen-SS" gelegt hat, nicht einfach
teilen und rufen auf, gemeinsam mit uns am 11.o7.2oo4 um 15:oo Uhr in
Spremberg (Treffpunkt: Marktplatz) "a lesson in history" zu erteilen.

[buendnis gegen geschichtsrevisionismus]

The Revolution will be blogged

Telepolis, wie immer sehr angagiert um die theoretische Unterfütterung der Blogsphäre, hat den zweiten Teil des Blogologie-Artikels "The Revolution will (not) be Blogged" veröffentlicht
Blogging ist tot, lang lebe Blogging. Ich vermute, dass wir über die nächsten Jahre eine Menge Rufe zu erwarten haben, die uns suggerieren wollen, dass Blogging tot ist und ich vermute, dass sie Recht haben werden. Der Akt, einen "Weblog" als separate Einheit zu unterhalten, wird so etwas wie ein Anachronismus werden. Die viel größere Welt des kollaborativen Web publishing wird weiter wachsen und mit anderen Techniken konvergieren, einschließlich Instant Messaging und E-mail. Stellen Sie sich vor, dass Sie heute jemand fragt, ob Sie ein E-mailer sind. Diese Frage hatte vor 15 Jahren innerhalb einer bestimmten Gruppe Sinn. Ich habe das Gefühl, dass die Produktion von public media - ob in der Form von Weblogs, Wikis, kollaborativ gefilterten Lifelogs oder irgendeiner anderen Form, die ich nicht vorhersagen kann - die bewegende Kraft einer neuen Ära sein wird. Ich glaube, wir sehen auf die Groschenpresse des 21.Jahrhunderts, und dass, genau wie sich Technologie mit neuen Strukturen der Industrie, Kultur und Regierungsformen mitentwickelte, Weblogs eine neue Form von Masseninteraktion einleiten werden, "a new way of being". Ich glaube, dass wir eine Menge an Innovationen in Zusammenhäufungen und kollaborativen Filtern beobachten werden...Einiges wird so zahm sein wie die Entwicklung hin zu Gruppen-Blogs (..) und zu Nutzungen führen, die Pressezentralen ähneln können...Es würde falsch sein, das Potential von Mobiltelefonen mit Kameras und moblogging zu unterschätzen...Das Aufkommen dieser Kameras und anderer Mobil-Technologien wird eine völlig neue kollektive Form von öffentlicher Kontrolle hervorbringen.
Vor einiger Zeit wurde ja an dieser Stelle ein Artikel über die Verwandschaft des Bloggens zu Karl Kraus' Anti-Journalismus in der Fackel veröffentlicht, dem ich zwar nur mit einigen Verrenkungen folgen konnte, aber doch für lesenswert halte. Ein Ansporn aus seinem eigenen Blog-Projekt mehr zu machen als eine Ansammlung von Kuriositäten und lustigen Links.

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Seltsames Blog, das. Scheint auch schon seit über einem Jahr nicht mehr aktualisiert worden zu sein. Was die wohl damit sagen wollten?
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