konzert fällt aus

wird wohl nichts mit meiner abendgestaltung heute:
das konzert des hauptberuflich homophoben reggea-stars buju banton fällt nach protesten eines berliner aktionsbündnisses aus
buju, das unschuldslamm, kann sich die aufregung überhaupt nicht erklären und fühlt sich von schwulen verfolgt, während seine deutschen verteidiger überhaupt nicht mehr aufhören können dummheiten zu verzapfen
es ist für diese musikjournalisten anscheinend ok zum mord von schwulen aufzurufen wenn das doch die anderen auch machen.
Ghostbuster - 1. Sep, 19:42

Konzert fällt nicht aus, aber ...

... findet heute Abend im H2O-Club "unter anderen Vorzeichen statt".
http://www.h2o-club.com
"!!!!! Attention please!!!!!:
Buju Banton wird heute live im H2O Club performen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin das Buju KEINE Schwulen- oder Lesbenfeindlichen Songs zu Gehör bringen wird und sich öffentlich und ausdrücklich für seine beleidigenden Ausfälle entschuldigt hat. Selbstverständlich verurteilen wir jede Art von anti- Homosexuellen An- und Übergriffen und betonen das wir diesen Interpreten nur unter den Vorzeichen von Liberalität, Toleranz und künstlerischer Freiheit der Öffentlichkeit präsentieren werden. "

manuela1 - 1. Sep, 21:01

"sich öffentlich und ausdrücklich für seine beleidigenden Ausfälle entschuldigt hat" wann denn? wo denn? wemgegenüber? woher haben diese leute nur ihre informationen?
super. jetzt wurden ja die liberalität, toleranz und künstlerische freiheit gerettet.
Tibo - 3. Sep, 05:36

"woher haben diese leute nur ihre informationen?" <- gesetzt den Fall, dass Ihr herausfindet, wo es Informationen gibt (am Ende über google, G'tt bewahre): würdet Ihr Euch dann gar selbst mit Informationen eindecken? Nicht auszudenken, dann könnte Euch echt keiner mehr stoppen! Es heißt übrigens "Reggae".

Sarkasmus beiseite, und poserlinke Überheblichkeit in allen Ehren: bitte pickt Euch doch wenigstens einmal (ist ja nun nicht das erste Mal, dass auf/von Eurer Seite außer tumber Konterpolemik nichts Nennenswertes zu diesem wahrhaft weltbewegenden und alles andere in den Schatten stellenden Issue kommt) nicht nur die blödesten Verbalabsonderungen Eurer übrigens zu guten Teilen als solche halluzinierten Gegenseite heraus! Eure Kommentare zu diesem Themenkreis haben nun einmal bislang keinerlei Erkenntnisgewinn hinsichtlich desselben gezeitigt sondern lediglich bloße Durchlauferhitzung eines aktuell blamabelst inszenierten Hypes dargestellt; dieses immer gleiche Statement (dem ich zustimme, warum denn auch nicht - selbst die CDU könnt Ihr damit nicht links überholen) auf die immer gleiche Art zu untermauern zu versuchen (mit der banalen Gegenüberstellung von Links zu Gleichgesinnten und solchen zu Leuten aus der Reggaeszene, die allesamt keinerlei Erfahrung in der Auseindersetzung mit kulturellen Aspekten der Musik und ihrer Protagonisten gesammelt zu haben scheinen): bitte mal 'ne andere Platte auflegen, Leute.

Seid Ihr überhaupt schon einmal auf die Idee gekommen, dass das in der "Reggae-Szene" (zu der ich mich - erraten! - im weitesten Sinne auch selber zähle) durchaus schon länger ein durchaus kontroverses Thema sein könnte, als sich der wenig glücklich agierende LSVD im Rahmen der (hierzulande übrigens auch deutlich verspäteten) Offensive gegen "unsere" Hassprediger damit befasst?

So eine abgeschmackte und verdrehende Schablonendenke mag ja in den Köpfen einzelner Bahamas-Schreiberlinge durchaus state-of-the-art sein, aber ich bin mir sicher Ihr könnt das besser, und ich bin auch gespannt, ob Ihr Euch zumindest einmal die Mühe machen wollt, hinsichtlich dieses Euch offenbar ja doch recht verhassten Forschungsgegenstandes etwas "wissenschaftlichere" Vorgehensweisen an den Tag zu legen - noch mehr Leute, die keine Ahnung von den Debatten in der jeweils anderen Szene haben (so man denn hier wirklich einen Kampf zwischen ReggaefreundInnen auf der einen und Homos/Linksis auf der anderen Seite ausmachen kann), sind jedenfalls ganz gewiss nicht im Sinne der Aufklärung.

Nur, um es einmal explizit gesagt zu haben: ich bin ganz klar gegen Volksverhetzung (ein Delikt, das m.E. kristallklar erfüllt ist in manchen Reggaetexten - keine Frage), und ich würde Euch sogar sagen, dass einige meiner besten Freunde vom anderen Ufer sind (wenn Ihr es mir denn glaubtet und es nicht gleich wieder als Erkennungszeichen des Schwulenfeindes fürbas zu entlarven gedächtet), deren körperliche wie seelische Unversehrtheit mir tausendmal wichtiger ist als diese Musik, die mir schon soviel gegeben hat und die man, wenn man hier so zwischen den Zeilen liest, als weltoffener Mensch wohl gar nicht genießen kann/darf - also bitte hinterfragt auch mal weniger vordergründige Dinge, die nicht schon tausendfach von nicht minder gutmeinenden Gestalten durchgekaut wurden. Ist eine Marktlücke in diesem Milieu - mind the gap!

Auch ich meine es ja echt gut und will mich ganz bestimmt nicht auf Eure Kosten profilieren. Ich hoffe auch, dass das Ross, auf dem ich sitze, nicht allzu hoch wirkt - ich habe nur jetzt auch schon gewisse Schwierigkeiten, meine Gedanken zu sortieren und manches klingt vielleicht hingerotzter als es wirklich gemeint ist.

Euer Leser und bekennender Freund karibischer Musik,

Tibo, dranbleibend.

manuela1 - 3. Sep, 12:02

gut, es heisst reggae und nicht reggea. da kannst du schon mal sehen wie wenig ich mich mit diesem thema auseinandergesetzt habe.
natürlich ist die gesamte reggea-"szene" kein monolitischer block aus schwulenhassenden amokläufern und totschlägern. meinetwegen ist buju banton die falsche adresse für eine, wirklich zu spät gekommene, kampagne von nicht gerade sympatischen homo-vereinsmitgliedern. elephant man z.b. finde ich noch ärgelicher, schon allein weil er durch sein feature bei missy elliot mir den spass an ihrem letzten album verdorben hat.
aber siehst du so ein statement als eine art entschuldigung an:
"Pressed to make a public statement, Banton pointed out that he wasn't literally advocating murder, but maintained that homosexuality was against his religious beliefs.
His critics claim that his opinions on the issue haven't fundamentally changed since then. I ask if they are correct, but Banton's radar is sensitive to this line of questioning. He fixes me with an icy stare and presses his fist to his mouth as if to physically ensure that no further controversy escapes his lips.
"If I'd changed my opinion, would it change the song?"
Well, no, I say.
"So why should you go back there? That's the past. I've been down that road a thousand times and I refuse to go there again with anyone. Next question. It's eight years, nine years. It's nearly a decade since. I have no comment on that issue."

andere informationen habe ich nicht und weiss auch nicht wieso ich, wenn ich derartige nicht zurückgenommene feindseligkeiten gegen "leute vom anderen ufer" skandalisieren will auf besondere differnzierung achten sollte um leute wie dich, die sich zu dieser "szene" zälen und keine homophoben spinner sind nicht zu verärgen.
dass es ein kontrovers diskutiertes thema ist muss ich dir jetzt einfach mal glauben, da reggae kein "forschungsgegenstand" von mir ist und ich mangels kontakt zu der "szene" über keine informationen verfüge welche akteure sich vielleicht mal schwulenfreundlicher geäussert haben. für entsprechende informationen und links wäre ich dankbar.
ich nehme keine gegenüberstellung vor, sehe "euch" nicht als eine einheit und zähle mich zu keiner "linken" und damit irgendwie besseren. ich behaupte auch nicht dass jeder der reggae hört somit gleich ein sexist/schwulenfeind/antisemit etc. ist, sehe aber solche tendenzen bei einigen sängern und werde mir auch in zukunft herausnehmen das anzugreiffen.

übrigens: alles was hier als manuela1 veröffentlicht wird ist eine einzelmeinung und steht nicht für die gruppe manuela, es könnte sogar sein dass es bei uns jemanden gibt der reggae hört. weiss ich nicht.
dass du es eigentlich gut meinst finde ich nett, trotzdem finde ich dass du dich in deinem ton vergriffen hast,
aber ich nehme mir deine kritik zu herzen und versuche in zukunft etwas fundierter und differenzierter zu kritisieren.
manuela1 - 3. Sep, 15:14

bei gigi lese ich gerade dass sich auf etuxx jemand von der sache zu einem gedicht inspiriert gefühlt hat ("endlösung dancehall". meine güte...) und ne diskussion gibts da auch noch.
Tibo - 3. Sep, 23:23

Hallo Manuela1, danke für die prompten klärenden Worte. Ich stimme Dir, was die Kritik an Homophobie im Allgemeinen und der der genannten Reggae/Dancehall-Artists im Speziellen anbelangt, absolut zu - ich denke, das sollte auch schon in meinem ersten Kommentar herübergekommen sein, und ich ärgere mich natürlich auch absolut nicht über das, was Du dazu gesagt hast; nicht nur, weil Du damit einfach Recht hast sondern auch, weil der Gegenstand ganz allgemein und fraglos diskussionswürdig ist, und ich Dir/Euch (dat is aber auch kompliziert!) dahingehend auch mehr zutraue als zahllosen anderen Leuten im Web. Für Seiten, bei denen ich von vornherein Hopfen und Malz verloren sehe, ist mir meine Zeit zu schade.

Eine meiner Hauptsorgen ist übrigens, dass insbesondere der LSVD durch die Art dieser Kampagne seinen eigenen Angelegenheiten einen Bärendienst erweisen wird. Präsenz ist nun einmal Grundvoraussetzung dafür, gehört und akzeptiert zu werden. Die Art, mit der dies im konkreten Falle geschieht, sehe ich leider eher als kontraproduktiv weil unüberlegt an. So bringt man die Leute, die zu homophoben Ansichten keinen gebührenden Abstand halten, nicht auf seine Seite - und genau das muss geschehen (so denn die "Seite" des Verbandes die Seite derer ist, denen es von Herzen um Freiheit für harmlose Minderheiten geht und nicht bloß um szene-interne PR). Ich frage mich nachwievor, wieso denn die LSVD-Oberschwestern nicht einfach mal jemanden gefragt haben, der sich mit den Diskursen in "unserer" Szene auskennt - es gibt ja auch personelle Überschneidungen, und das darf niemanden überraschen, der um die internen Heterogenitäten beider "Subkulturen" weiß.

Also noch einmal ein ganzer Schwung neuer Fragen, die auch miteinbezogen werden sollten, wenn Interesse an einer weiteren Beschäftigung mit dem Thema besteht.

Im Übrigen kann ich gar nicht finden, dass ich mich, gemessen am hier üblichen Ton, in jenem vergriffen hätte - wir sind ja was das angeht nun alle keine Kinder von Traurigkeit, also warum nun plötzlich die Sarkasmus-Messlatte verschieben...

So, ich melde mich wieder, wenn's Neues gibt - Gruß, Tibo.

manuela1 - 4. Sep, 21:09

hm ja, mir wurde eben auch von anderer seite gesagt dass ich da überreagiert habe. wir gehen wahrscheinlich wirklich nicht weit auseinander, haben bloss einen anderen musikgeschmack ;)
und den lsvd kann ich ja sowieso überhaupt nicht leiden, schon wegen ganz anderer sachen

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